Die Anfänge
Die Bürgerwehren sind Überbleibsel der Schießgesellschaften. Ihre Entstehung liegt in der Wehrverfassung des Mittelalters. In jener Zeit gab es keine festen Heere. Jede Reichsstadt und Herrschaft hatte sich selbst zu schützen und dem Kaiser auf etwaige Aufgebote Heeresfolge zu leisten. Um dies gewährleisten zu können gründeten die Städte sogenannte Schießgesellschaften in denen jeder wehrfähige Bürger sich in verschiedenen Disziplinen üben musste. Einmal im Jahr, meist in der Pfingstzeit, wurde dann auf Kosten der Stadt oder der Herrschaft ein Preisschießen durchgeführt, als Anreiz für die wöchentlichen Übungen.
1599
Aus jener Zeit stammt auch die erste urkundliche Erwähnung der „Gesellschaft des Büchsenschießens“, dem Vorläufer der Bürgerwehr Mittelbiberach, aus dem Jahr 1599. In einer Rechnung der Herrschaft von Mittelbiberach, Baron Ludwig von Ulm, wurden für das Preisschießen 4 Gulden verzeichnet, neben dem Zusatz „ nach altem Brauch“. Das lässt den Schluss zu, dass die Gesellschaft des Büchsenschießens schon vor 1599 bestand.
Das Mitwirken der Bürgerwehr Mittelbiberach an kirchlichen Feierlichkeiten würde erstmals 1751 erwähnt. Hier wurde die Bürgerwehr für die Beteiligung von Offizieren, Fähnrichs, Schützen und Tambour entschädigt für Essen und Trinken mit 40 Kreuzern.
1806
Im Jahre 1806 kam Mittelbiberach in das neu gegründete Königreich Württemberg. Bei diesem Wechsel wurden alle Bürgerwehren verboten. Entgegen dem Umland bestand aber in Mittelbiberach die Wehr noch bis in das Jahr 1817. Dies war möglich, da die Rosenkranzbruderschaft finanziell für die Ausgaben der Bürgerwehr aufkam. Da es unter den widrigen Umständen sehr schwer war die Wehr am Leben zu erhalten, endete diese im Jahr 1817 mit dem Verkauf des Schützenhauses.
1819
Aber bereits 1819 entstand sie wieder. Gründer war Johann Georg Ackermann, Obermann im 1. Königlichen Infanterieregiment. Aufgaben des „Coporis Christi Militär“ fanden sich in den kirchlichen Aktivitäten und Festen, z.B. als Polizeiwache am Fest Maria Geburt.
1829
Aber bereits im Jahr 1828 standen die Wehren wieder im Blickpunkt königlichem Interesses. Dieser verlangte ein Bericht in welchen Gemeinden eine Bürgermiliz bestehe. Aus Biberach und Mittelbiberach wurde gemeldet, dass es keine Bürgermilizen gäbe, aber jeweils Kirchen-Milzen. Deren Dienst sich auf das Paradieren bei kirchlichen Festen beschränke. Die Stärken wurden für Biberach mit 4 Offizieren, 45 Mann und in Mittelbiberach mit einem Hauptmann, einem Leutnant und 42 Soldaten angegeben.
Auf das Verlangen der Kreisregierung, dass die Milizen mit den Gemeinderäten Statuten erarbeiten sollten und zur Genehmigung vorzulegen, lehnte Biberach dies auf Grund der Kosten ab. Mittelbiberach hingegen führte am 30. August 1828 Statuten ein und stockte die Wehr auf 50 Soldaten, 2 Offiziere, 1 Feldwebel, 2 Obermänner, 2 Rottenmeister und 11-12 Musikanten auf. Für die Ausgaben für Ausrüstung uns Instrumente kamen die Rosenkranzbruderschaft, die Kirchenpflege und des Barons von Ulm auf.
1914
Im ersten Weltkrieg kamen die Aktivitäten der Wehr zum Erliegen da viele als Soldaten an der Front dienten. Nach dem Krieg um 1920 zählte die Wehr mit Spielleuten und Musikern 60 Mann.
1930
Am 18.Mai 1930 war die Fahnenweihe als großer Festtag für die Gemeinde vermerkt.
1933
Erstmals zum Schützenfest 1933 marschierten 25 Mädchen und 40 Buben als „kleine Bürgerwehr“ mit.
2. Weltkrieg
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges waren die einzigen Aktivitäten der Wehr den gefallen Kameraden die letzte Ehre zu erweisen.
Unter dem Einfluss der französischen Siegermacht durfte dann erstmals 1948 die Wehr wieder an kirchlichen Festen mitwirken, jedoch ohne Waffen. Diese wurden nach dem Einmarsch der französischen Kräfte in Biberach und Umgebung eingezogen.
1950
Eine führende Rolle spielte Mittelbiberach mit ihrem Hauptmann Franz Wieland bei der Neugründung eines Landesverbandes der Garden und Wehren. So fand am 9. Februar 1949 die erste Tagung in Biberach statt. Neben Mittelbiberach fanden sich die Wehren aus Amtzell, Dietenheim, Ehingen, Laimnau, Mengen Niederwangen, Rottenburg, Saulgau und Waldburg ein.
Am 2. Juli 1949 feierte die Bürgerwehr ihr 350 jähriges Bestehen. 1950 durfte sie dann erstmal wieder „unter Waffen“ ausrücken.